Ich gebe dir alles 2007

„Ich gebe Dir alles“

Im Zuge der Projekttage „Emschergarten“ 2007 benutzte ich 24 Stahlträger, mit denen zwei Zulaufrohre am Rüpingsbach gesichert werden, um entlang des Baches 48 blau eingefärbte PVC-Folien aufzureihen. Der Rüplingsbach ist einer der stark verschmutzten Zuflüsse der Emscher. In diese Folien wurden „Symbole der Hoffnung“ eingraviert: Vögel, Wasserpflanzen, Pflanzennamen und Gedichtverse. Die Gravuren sollten zeigen, was in puncto „Gewässer“ einmal war und was wiederkommen könnte. „. Sie stellen das ehemals Gegenwärtige in seiner Abwesenheit dar. Kleinste Wassertiere, mikroskopisch stark vergrößert, stehen zwischen Darstellungen von Fischen und Embryos: Alles kommt aus dem Wasser.
Am Rüpingsbach konnte man durch die Folien hindurch die Gegenwart, den grauen, stinkenden vergifteten Fluss in seinem Betonbett weiterhin erkennen. So ergab sich eine Diskrepanz zwischen den auf den Tafeln sichtbaren Naturmotiven und der schlechten Wirklichkeit, die zwischen ihnen auf den Tafeln hindurchschien. Die Bilder musste man nicht nur mit den Augen durchmessen, sondern entlang des Flusses 25 Meter zu Fuß abgehen. Das bedeutete, dass man den Fluss begleiten musste, da man den ersten Satzteil „Ich gebe dir alles“ gleich zu Anfang lesen konnte, die Strecke jedoch abschreiten musste, ehe man ihn zu „aber es ist nur geliehen“ vervollständigen konnte. Zusätzlich wurde mit einer Klanginstallation, die unter der Brücke angebracht war, ein imaginärer Raum hergestellt, der den visuell erfahrenen Raum ergänzte. Durch das Erklingen von Vogelstimmen, mitteleuropäischer Singvögel, die in Aue- und Wassergebieten beheimatet sind und das Röhren Hirsches wurde ein Kontrast zum Ist-Zustand geschaffen.

 

„Schattengewächse“


Vielleicht lässt sich die Komplexität, das Unheimliche des Ortes, nur mit anderen Augen erfassen, in einem anderen Licht, war die Überlegung.
Die Technik war denkbar einfach, es wurden bearbeitete Dias auf die trübe Wasserfläche projiziert.
Es zeigten sich bunte vegetative Muster, abstrakte blaue Formen und Linien und aber auch Vogelwesen und Tiermenschen. Viele Formen ließen sich nicht direkt auf das Wasser projizieren, da es als Projektionsfläche zu schmutzig und grau war, sondern leuchteten erst im Gras oder an der Betonoberfläche. Die Fotos sind Schwellenbilder, sie wurden an drei Tagen in der Dämmerung hergestellt. Eine Zeitenschwelle, in der man das Vergehen der Zeit durch das Licht besonders gut wahrnehmen konnte. Wo das eine in das andere für uns offensichtlich übergeht entstehen die signifikantesten Bilder. Die fragile Vereinigung von Realität und Fiktion wurde eingefroren und die Diskrepanz zwischen dem Schein der Projektion und dem Angeschienenen wurde zum Thema. Eine Schnittstelle von Kunst Natur und Technologie, eine synthetische Vision ist entstanden. 
Träumend ist man in der Lage sich durch verschiedene Zeitzonen zu bewegen. Vielleicht kann man ein wenig von dem Leben das einmal im Fluss war, von den Kräften die jetzt am Werk sind in den Bildern sehen. Eine leuchtende, bunte lebendige Welt. Manche der Photos wirken bedrohlich, andre geradezu poetisch. Sie erinnern an les fleures de males von Mallarme; gefährlich und schön.

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Installationen